KBS 761 Bahnhof Kalbe/Milde

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Nach dem Ausscheiden der alten roten unmodernisierten Triebwagen der BR 772 ab 1998 war der Personenverkehr hier nun doch sehr monoton und langsam verwilderte das gesamte schöne Gelände.
Für Güter-, Sonder- und Privatzüge war in Kalbe/Milde kein Platz mehr, da alle dafür nötigen Gleise unterbrochen wurden. So pendelten die Triebwagen in den letzten drei Jahren auf einem Gleis hin und her. Durch die Zerstörung der Gleisanlagen waren auch die Eisenbahnfreunde vor Ort völlig hilflos und mit ihren wenigen Fahrzeugen im Triebwagenschuppen eingesperrt!
Eingesetzt wurden nur noch modernisierte Triebwagen, meistens die der alten DR BR 172 mit Steuerwagen. Aber auch modernisierte Fahrzeuge des aufgelösten Bw Salzwedel waren hier bis zum Schluß noch zu finden, wie hier 772 368-7. Dieser war ja unser roter 171 068-0, der uns schon mehrfach auf den Fotos begegnet ist.
Im Mai 2001 waren dann alle Weichen zur Sicherheit ganz ausgebaut und in diesen Bereichen neue Gleise verlegt. 24 009 des EK Verlages mit einer Lübecker Doppelstockeinheit kam dann kurz vor der Streckenstillegung als Sonderzug nochmals nach Kalbe/Milde. Geschoben von einer 346 (ex BR 106) des Bw Stendal, für die es auch eine ihrer letzten Fahrten war.
Da man nun in Kalbe ohne Gleise nicht mehr Umsetzen konnte, wurde der Zug von der 346 zurück nach Hohenwulsch gezogen. Übrigens war 24 009 eine echte Altmärkerin! Nur durch den glücklichen Verkauf 1972 in die BRD ist sie dem Hochofen in der DDR entgangen. Sie war jahrelang in Jerichow beheimatet und kam somit auch öfter über die Elbe mal rüber nach Stendal! Sie war damit auch die letzte Dampflok, die die Strecken der Altmärkischen Kleinbahn befahren hat!
Kurze Zeit später, am 09. Juni 2001 war aber auch regulär dann hier Schluß. Mit Hilfe einer großen Leiter entstand dann dieses ungewöhnliche Foto vom letzten Zug.
Von all den Abschiedsfahrten sicher die mit der größten geschichtlichen Bedeutung, denn damit wurde die glorreiche Epoche der Altmärkischen Kleinbahn nach einem erfolgreichen Jahrhundert für immer beendet. Innerhalb von nur einem Jahrzehnt wurden von 1991 bis 2001 alle kleineren Bahnlinien in der Altmark stillgelegt und abgebaut.
Letzte "rettende" Idee zur Steigerung der Attraktivität der Bahn waren dann vor der Stillegung neue blaue Bahnhofsschilder, Haltetafeln und Verbotsschilder. Der wichtigen Infrastruktur der Gleise kam dagegen schon Jahre vorher keine Bedeutung mehr zu.
Aus der leeren ex Wohnung des Herrn Müller bot sich dann auch nochmals dieser Blick auf das Bahnhofsumfeld. Genau aus diesem Fenster wurden 1973 auch wunderschöne Bilder mit der BR 64 beim Umsetzen gemacht, die in diversen Eisenbahnbüchern zu sehen sind.
Die Eisenbahnfreunde aus Kalbe sammelten nach 1990 einige Exponate aus der Umgebung zusammen, die heute doch wertvoll sind. So auch den jahrelangen Werkstattwagen des Bw Oebisfelde, der mir dort noch sehr oft begegnet war.
"Paulchen" gehörte zu den wenigen Kleindieseloks des Bw Stendal der BR 100 und wurde zusammen mit vielen Rangierloks ab 1990 in Oebisfelde zum Verschrotten zusammengezogen. 100 872-1 entging jedoch dem Schneidbrenner und wurde nach Kalbe/Milde in private Hand betriebsfähig verkauft.
Der sommerliche Blick 2001 in Richtung Westen mit einsturzgefährdeten Dampflokschuppen läßt nicht mehr viel Gleisanlagen in Kalbe/Milde erkennen.

Da der Dampflokschuppen in sich zusammensackte, wurde der dort jahrelang abgestellte Fahrradtransportwagen der ex Oebisfelder Eisenbahnfreunde Ende 2001 ins Freie gerückt und am Bahnhof abgestellt. Auch die Eisenbahnfreunde aus Kalbe, die ihre Fahrzeuge noch im Triebwagenschuppen abgestellt haben werden hier keine Zukunft erleben, da alle Gebäude zerfallen und abgerissen werden.

Die sonnige Zeit ist für die Eisenbahn in Kalbe für immer untergegangen, genauso wie hier symbolisch am 31.12.2001!